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Erster Tag

Fahrt von München nach Lugano

Nach dem Frühstück geht die Fahrt los. Wir fahren erst einmal auf die Autobahn in Richtung Lindau.

In Lindau angekommen entschließen wir uns eine Pause zu machen und den Bodensee anzusehen. Wir parken auf einem kostenpflichtigen Parkplatz, der hauptsächlich von Touristen benutzt wird.

Zu Fuß geht es an den nahe gelegenen Bodensee, wo Ruder- und Tretboote unterwegs sind. Auch ein Auto scheint über den Bodensee zu fahren, bei genauerem Hinsehen entpuppt es sich jedoch ebenfalls als ein Tretboot.

Wir setzen uns in ein Restaurant und bestellen ein Bananensplit. Der Sommer ist schon zu bemerken, es sind immerhin circa 27° Celsius. Nach den letzten Tagen in diesem Gebiet mit ausreichend Regen und wenig sommerlichen Temperaturen, kommt es uns jedoch schon wie ein Sommerurlaub vor.

Touristen aus allen Ländern sind hier unterwegs, Wir sehen Chinesen, hören englisch sprechende Touristen und sind uns sicher, dass auch Deutsche unter den vielen Nicht-Einheimischen zu finden sind.

Blick vom Bodensee auf die österreichischen Alpen
Blick vom Bodensee auf die österreichischen Alpen

Frisch gestärkt geht es weiter und wir kommen nach wenigen hundert Metern an die deutsch-österreichische Grenze.

Hier werde ich erst einmal herausgewunken und muss mich einer Fahrzeugkontrolle unterziehen, da ich vergessen habe den Sicherheitsgurt anzulegen. Der Grenzer läßt sich jedoch von meiner unschuldigen Mine überzeugen und schlägt mir vor, dass ich eine Verwarnung wegen fehlendem Verbandskasten bekomme (Preis: 15,00 Euro), was günstiger ist als eine Verwarnung wegen nicht angelegtem Sicherheitsgurt (Preis: 45,00 Euro). Er verzichtet jedoch nicht darauf mich mehrmals darauf hinzuweisen, dass es doch ganz einfach ist, den Sicherheitsgurt anzulegen(“einfach ziehen und klick”). Ich zeige mich überzeugt und fahre mit angelegtem Sicherheitsgurt durch österreichisches Alpengebiet.

Die Fahrt geht über Landstraße durch Städte und Orte wie Bregenz, Dornbirn nach Feldkirch und von dort weiter Richtung Vaduz, vorbei an sattgrünen Bergwiesen und hohen Bergen mit kahlen Gipfeln, da diese bereits oberhalb der Baumgrenze liegen.

Wir kommen nach kurzer Fahrt an die Grenze von Österreich nach Liechtenstein, wo keine Grenzkontrolle durchgeführt wird und nur ein Schild darauf hinweist, dass wir uns jetzt in Liechtenstein befinden. Der Preis für Benzin ist in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz bedeutend geringer als in Deutschland oder Italien. Das günstigste Angebot lag bei 1,19 Euro für einen Liter Super Bleifrei (in Deutschland zur Zeit bei 1,56 Euro). Leider ist mein Tank noch zu voll, so dass ich das Angebot nicht wahrnehmen kann.

Nach einer Fahrt von einer halbe Stunde kommen wir an die Grenze zur Schweiz. Auch hier keinerlei Grenzkontrollen, sondern nur ein Hinweisschild, dass wir uns jetzt auf dem Gebiet der Schweiz befinden.

Da die Schweiz sich aus kriegerischen Auseinandersetzungen erfolgreich heraushält, kam die Frage auf, ob die Schweiz denn eine Armee hat. Kurz hinter der Grenze wurde uns klar, dass auch die Schweiz eine Armee unterhält, die vor allem aus kleineren Panzern besteht (die Armee gliedert sich in Heer und Luftwaffe, eine Marine gibt es nicht): wir sind mitten durch eine Kaserne gefahren und konnten die jungen Wehrpflichtigen auf einem Marsch beobachten.

Blick vom San Bernadino ins Tal auf den Hinterrhein
Blick vom San Bernadino ins Tal auf den Hinterrhein

Es geht weiter auf der Landstraße nach Süden in Richtung Chur. Dem Tal folgend geht es nun in Richtung Südwesten bis Reichenau und dann weiter nach Süden durch die Schlucht von Veulden. Wir folgen dem Tal des Rhein weiter bis Hinterrhein und biegen dann auf die Serpentinenstraße ab, die zum San Bernadino-Paß hoch führt. Hier begegnet uns kein einziges Auto, lediglich ein Motorradfahrer überholt uns und wir überholen einen Radfahrer, der die Strecke zum Pass ebenfalls hoch fährt.

Auf dem Pass angekommen erleben wir ganz deutlich den Temperaturunterschied zum Tal (24° C), es herrschen eisige 16° C mit einem frischen Wind, der die gefühlte Temperatur noch weiter sinken lässt. Wir befinden uns in über 2000 m Höhe und es bietet sich ein unbeschreibliches Schauspiel. Wolkenfetzen ziehen vorüber, wir fühlen uns dem Himmel nahe (in direkter Nachbarschaft zur ISS).

Wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit, nur der Radfahrer fährt vorbei.

Als es uns dann doch zu kalt wird (wir sind immerhin in einem Sommerurlaub!) fahren wir weiter den Berg hinunter, vorbei an kleineren Seen, an denen sich einsame Fischer ihr Abendbrot sichern. Die Fahrt führt uns durch Ortschaften, die sehr italienisch klingen. Wir befinden uns jetzt in der italienischen Schweiz. Schließlich kommen wir nach Lugano. Wir beschließen den Luganer See anzusehen und suchen uns einen Parkplatz in der Stadt. Es ist schon dunkel, da es bereits 23:00 Uhr ist. Wir gehen am Seeufer entlang, in einer lauen Sommernacht und lassen uns von der Beleuchtung beeindrucken. Auf der anderen Uferseite liegt ein Berg, der bebaut ist und eindrucksvoll beleuchtet ist. Er sieht aus wie ein Weihnachtsbaum.

Nachdem wir uns an der Stadt satt gesehen haben fahren wir weiter. Nun will ich jedoch etwas schneller vorankommen und nehme deshalb die Autobahn in Richtung Genua über Como und Mailand (Milano). Auf einer Autobahnraststätte (area di servicio) in der Nähe von Tortona mache ich Halt. Wir wollen uns ein paar Stunden ausruhen und schlafen. Es ist bereits 3:00 Uhr am Morgen des 2. Tages.